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Planung und Konzeption im Evakuierungsmanagement

Facility Management: Evakuierungen » Evakuierungskonzept » Planung und Konzeption

Planung und Konzeption für die Evakuierungsplanung

Planung und Konzeption für die Evakuierungsplanung

Die Evakuierungsplanung ist eine Kernaufgabe des Facility Managements in komplexen Gebäuden und Anlagen. Sie dient dem Schutz von Leib und Leben und ist gleichzeitig Voraussetzung für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, die operative Stabilität und den Haftungsschutz. Insbesondere in großen Büro- und Verwaltungsgebäuden, Industrie- und Logistikanlagen, Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen und Versammlungshallen treffen hohe Belegungsraten, heterogene Nutzergruppen, technisch anspruchsvolle Gebäudeinfrastrukturen und dynamische Nutzungsprofile aufeinander. Dies führt zu einem erhöhten Bedarf an strukturierten, praxisnahen und überprüfbaren Evakuierungskonzepten, die sowohl den Normalbetrieb als auch Störungs- und Notfallszenarien abdecken.

Während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes verändert sich die Risikostruktur kontinuierlich: Erweiterungen, Umbauten, organisatorische Veränderungen, neue Technologien und veränderte Belegungsdichten beeinflussen Flucht- und Rettungswege, Alarm- und Kommunikationsketten sowie die Effektivität des gesamten Evakuierungssystems. Evakuierungsplanung ist daher kein einmaliges Ereignis, sondern ein iterativer Managementprozess, der technische, organisatorische und menschliche Faktoren integriert. Sie verbindet gebäudespezifische Schutzkonzepte mit konkreten Verfahren und schafft die Grundlage für verlässliche Entscheidungsprozesse im Ernstfall.

Planung und Konzeption für effektive Evakuierung

Schnittstellen zu Arbeitssicherheit, Brandschutz und Krisenmanagement

Die Evakuierung ist ein Schnittpunkt dreier zentraler Schutzdisziplinen: Arbeitssicherheit, präventiver und reaktiver Brandschutz sowie Krisen- und Notfallmanagement. Aus arbeitssicherheitstechnischer Sicht bildet die Gefahrenanalyse die Grundlage für die Planung von Flucht- und Rettungswegen, das Alarmsystemkonzept und die Qualifizierung des Personals (z. B. Brandschutz- und Evakuierungshelfer). Der bauliche und technische Brandschutz stellt die Infrastruktur für eine sichere Evakuierung bereit (Brand- und Rauchabschnitte, Notbeleuchtung, Tür- und Aufzugstechnik), während der organisatorische Brandschutz Alarm- und Evakuierungsverfahren festlegt und deren Wirksamkeit durch Übungen überprüft.

Krisenmanagement ergänzt diese Perspektive durch die Fähigkeit, komplexe Situationen zu bewältigen (z. B. Teilevakuierung, gestaffelte Evakuierung, Verteidigung vor Ort), die interne und externe Kommunikation sicherzustellen und die Zusammenarbeit mit externen Akteuren (Feuerwehr, Rettungsdienste, Behörden) zu strukturieren. Effiziente Evakuierungskonzepte leisten somit einen messbaren Beitrag zur Geschäftskontinuität, indem sie das Ausmaß von Schäden, Ausfallzeiten und Reputationsrisiken reduzieren und eine schnelle Wiederaufnahme des Betriebs ermöglichen.

Zielsetzung

Diese Arbeit entwickelt einen technisch fundierten, normenbasierten und praxisorientierten Rahmen für die Planung, den Entwurf und die Erweiterung von Evakuierungskonzepten für große Gebäude im Kontext des Facility Managements.

Der Fokus liegt auf:

  • die systematische Ableitung von Strategien (simultan, phasenweise, Verteidigung vor Ort) in Abhängigkeit von Einsatzgebiet, Personalstruktur und Risikoszenarien,

  • die funktionale Dimensionierung von Flucht- und Rettungswegen einschließlich Zugänglichkeit, dynamischer Wegführung und Integration technischer Systeme,

  • die Integration in den Gebäudelebenszyklus (Neubau, Bestandsgebäude, Umbau/Erweiterung) mit klaren Auslöse- und Überarbeitungskriterien,

  • Organisation, Qualifizierung und praktische Übungen zur Gewährleistung der Effektivität im Falle eines Zwischenfalls

  • Zuverlässiger Nachweis durch Dokumentation, Simulation und Qualitätssicherung.

Ziel ist es, ein einheitliches Verfahrensmodell bereitzustellen, das die Einhaltung relevanter Gesetze, Vorschriften und Normen ermöglicht und gleichzeitig die betriebliche Realität komplexer Gebäude berücksichtigt und auf verschiedene Nutzungsarten skalierbar ist.

Schlüsselkonzepte

  • Evakuierung: Die geplante und koordinierte Evakuierung aller oder ausgewählter Personengruppen aus gefährdeten Bereichen eines Gebäudes in einen sicheren Bereich (im Freien oder in einer Schutzzone). Ziel ist die Selbstrettung oder die Rettung mit Hilfe anderer innerhalb akzeptabler Risikogrenzen. Im Gebäudemanagement wird der Begriff häufig synonym mit Evakuierung verwendet; hier bezeichnet Evakuierung den gesamten Prozess von der Alarmierung bis zur Rückmeldung.

  • Fluchtweg: Ein baulich festgelegter Weg, den anwesende Personen selbstständig von ihrem Standort zu einem sicheren Bereich zurücklegen können. Er umfasst in der Regel den Weg über Flure und notwendige Treppenhäuser ins Freie oder zu einem sicheren Bereich (z. B. einem rauch- und feuerbeständigen Treppenhaus).

  • Fluchtweg: Ein Fluchtweg, der sowohl der Selbstrettung als auch dem Zugang für Rettungs- und Notfalldienste dient. Die Bauvorschriften unterscheiden zwischen einem primären Fluchtweg (in der Regel baulich nach außen befestigt) und einem sekundären Fluchtweg (alternativ über ein anderes Treppenhaus oder Rettungsgeräte der Feuerwehr, abhängig von der Gebäudeklasse/speziellen Bauweise).

  • Sicherheitsbereich: Ein räumlich abgegrenzter Bereich, der vor Feuer und Rauch geschützt ist (z. B. rauchfreies Treppenhaus, Schleusenbereich, benachbarter Brandabschnitt) oder die freie Luft, in der sich Menschen vorübergehend oder dauerhaft ohne Gefahr aufhalten können.

  • Sammelpunkt: Ein vordefinierter, markierter Ort außerhalb der Gefahrenzone, an dem sich evakuierte Personen versammeln. Anforderungen: sicherer Abstand zu Gebäudefassaden/Angriffsflächen, Zugänglichkeit, ausreichend Platz, deutliche Kennzeichnung (Sicherheitsschilder), Kommunikationsmöglichkeiten für Anwesenheitskontrolle.

  • Geschützte Evakuierung: Eine Strategie, bei der Personen das Gebäude nicht unbedingt verlassen müssen, sondern zunächst in geschützte Bereiche gebracht werden (z. B. horizontal in angrenzende Brandabschnitte). Sie erfordert bauliche Schutzmaßnahmen, effektive Rauchabdichtung, Kommunikations- und Überwachungstechnik sowie organisatorische Unterstützung; typisch für Krankenhäuser und Hochhäuser.

  • Panikalarm: Ein technisch ausgelöster, sofort wahrnehmbarer Alarm zur Massenwarnung und Verhaltenskontrolle in Notfallsituationen. In Gebäuden wird dies durch akustische und visuelle Signale, vorzugsweise auch durch Sprachalarme, erreicht; er kann automatisch (z. B. durch eine Brandmeldeanlage) oder manuell (über einen manuellen Feueralarm-/Notrufknopf) ausgelöst werden. Dies unterscheidet sich von einem „stillen Alarm“ (z. B. in Gefahrensituationen), der für die Öffentlichkeit nicht wirksam ist.

  • Flucht- und Rettungsplan: Visualisierte Übersicht über Fluchtwege, Notausgänge, Standorte von Erste-Hilfe-/Feuerwehrausrüstung und Verhaltensregeln; an geeigneten Stellen ausgehängt und regelmäßig aktualisiert.

  • Dynamische Fluchtwegführung: Adaptive Anzeige- und Leitsysteme (z. B. LED-Piktogramme, bodennahe Leitlinien), die Fluchtwege je nach Schadenslage steuern, um gefährdete Bereiche zu vermeiden und die Kapazitäten optimal zu nutzen.

Klassifizierung, Hierarchie und Systematik

Die Evakuierungsplanung erfolgt innerhalb eines mehrstufigen Systems aus Gesetzen, Verordnungen, technischen Regeln und Normen.

Die grundlegende Hierarchie ist wie folgt:

  • Gesetze und Verordnungen (öffentliches Recht, zwingend): z. B. Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), Arbeitsplatzverordnung (ArbStättV), Landesbauordnungen (LBO) auf der Grundlage der Musterbauordnung (MBO), Besondere Bauvorschriften (z. B. MVStättVO, M-Hochhausrichtlinie).

  • Technische Regeln und Verwaltungsvorschriften: z.B. Technische Regeln für Arbeitsstätten (ASR), technische Prüfvorschriften der Bundesländer (TPrüfVO), MVV TB (Musterverwaltungsvorschrift über technische Bauvorschriften).

  • Normen und Richtlinien (privatrechtlich, aber oft verbindlich durch Verweise): DIN/DIN EN/DIN ISO, VDE, DGUV-Vorschriften, RiMEA-Richtlinien.

  • Herstellerspezifikationen, Zulassungen und Konformitätszertifikate: CE/CPR, ETA, ÜA (AT), VKF-Anerkennung (CH).

Das Prinzip der Schutzziele ist wesentlich

Normen und Regeln beschreiben Regeln/Lösungen. Abweichungen sind zulässig, wenn gleichwertige Sicherheit nachgewiesen wird (z. B. durch Berechnung/Simulation nach DIN 18009-2, Risikobewertung, Prüfberichte).

Deutschland: einschlägige Gesetze, Verordnungen undtechnische Regeln

  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) §3–6: Grundlegende Pflichten des Arbeitgebers, Aktionsplanung, Risikobewertung und Dokumentation.

  • §10: Maßnahmen gegen Brände und zur Evakuierung; Bestellung und Unterweisung von Mitarbeitern für Erste Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung.

§3a: Stand der Technik; die Verwendung des ASR begründet die Vermutung der Rechtskonformität.

  • Anhang: Anforderungen an Fluchtwege, Notausgänge, Sicherheits- und Gesundheitsschutzbeschilderung.

  • Wichtiger ASR: ASR A2.3: Fluchtwege und Notausgänge (Breite, Länge, Gestaltung, organisatorische Anforderungen).

  • ASR A1.3: Sicherheits- und Gesundheitsschutzbeschilderung (mit Bezug auf EN ISO 7010).

  • ASR V3a.2: Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsplätzen (einschließlich barrierefreier Selbstrettung).

Industriesicherheitsverordnung (BetrSichV)

Anforderungen an die sichere Verwendung von Arbeitsmitteln und Anlagen, die eine Überwachung erfordern; Explosionsschutz; Schnittstelle zu TRBS/TRGS (z. B. TRGS 800 „Brandschutzmaßnahmen“).

Bauvorschriften: MBO/LBO und spezielle Bauvorschriften

MBO und staatliche Bauvorschriften: bauliche Anforderungen an Fluchtwege (erster/zweiter Fluchtweg), Treppenhäuser, Brand- und Rauchabschnitte, Bauprodukte/Bauweisen (über MVV TB).

  • Besondere Bauvorschriften: Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO), M-Hochhaus-Richtlinie, Krankenhaus- und Schulbaurichtlinien der Bundesländer; sie legen Evakuierungs-, Alarm- und Bedienerpflichten fest.

  • MVV TB: bezieht sich auf technische Bauvorschriften und europäische Normen (z. B. EN 12101, EN 13501); regelt Gebrauchstauglichkeits- und Konformitätsbewertungen.

DGUV-Vorschriften (gesetzliche Unfallversicherung)

DGUV-Regelung 1: Grundsätze der Prävention (Unterweisung, Organisation).

  • DGUV-Informationen, einschließlich 205-033 (Brandschutzassistent), 205-023 (Organisatorischer Brandschutz) als Interpretationshilfe.

Brandschutzorganisation und -dokumentation

DIN 14096 (Brandschutzbestimmungen A, B, C): Vorbereitung, Aushang, Unterweisung.

  • Feuerwehrpläne nach DIN 14095; Flucht- und Rettungspläne nach DIN ISO 23601.

Technische Prüfvorschriften der Bundesländer (TPrüfVO)

Regelmäßige Inspektionen sicherheitsrelevanter Systeme (einschließlich Brandmelde- und Sprachalarmsysteme, Notstromversorgung) durch anerkannte Experten; die Fristen variieren je nach Land.

Querschnittsansicht: Einflussfaktoren über alle Nutzungsarten hinweg

Evakuierungsstrategien und die Gestaltung von Flucht- und Rettungswegen werden maßgeblich durch die Nutzungsart, die Belegungsdichte, die Gebäudestruktur, die Brandlast/technische Merkmale und die vertikale Zugänglichkeit bestimmt.

Typische Problemfelder sind:

  • hohe, schwankende Fußgängerströme versus begrenzte Fluchtwege,

  • Besondere Risiken (Gefahrstoffe, Rauchentwicklung in großen Höhen) versus einfache, intuitive Wegweisung

  • gefährdete Gruppen (Kinder, Patienten, Menschen mit eingeschränkter Mobilität) versus schnelle Evakuierung

  • komplexe Gebäudetechnik (Rauch- und Wärmeabfuhr, Rauch- und Wärmeabfuhr-/Energiedetektionssysteme, Aufzugssteuerungen) versus robuste, fehlertolerante Organisation.

Nachfolgend werden die charakteristischen Merkmale der einzelnen Gebäudetypen erläutert; die genauen Abmessungen werden je nach Vorschriften und dem jeweiligen Objekt festgelegt.

Büro- und Verwaltungsgebäude

  • Auslastung und Nutzung: Im Allgemeinen moderat, in Einzelbüros geringer als in Großraumbüros; Spitzennutzung tritt während Schichtwechseln, Pausen und Betriebsversammlungen auf. Die Besucherzahlen variieren.

  • Risiken: Häufige Brandlasten durch elektrische/IT-Geräte, Küchen-/Teeraumbereiche, Archivräume; vertikale Verteilung über mehrere Etagen.

  • Flucht- und Rettungswege: Klar strukturierte Flure/Treppenhäuser; in höheren Gebäudeklassen oft zwei voneinander unabhängige Treppenhäuser erforderlich; Türen mit Panik-/Notausgangsfunktion in Bereichen mit öffentlichem Verkehr.

  • Typische Strategien: Gleichzeitige Evakuierung in Gebäuden mit geringer bis mittlerer Auslastung; gestaffelte Evakuierung in Hochhäusern oder sehr großen, weitläufigen Bürokomplexen; barrierefreie Selbstrettung mit einem Unterstützungskonzept.

  • Systemmerkmale: Sprachalarmsysteme unterstützen die Steuerung und reduzieren Fehlalarme; dynamische Routenführung kann Engpässe vermeiden.

Hinweis AT/CH

Die Anforderungen an die Fluchtwegführung und Treppenhäuser sind vergleichbar mit OIB-RL 2 (AT) bzw. VKF (CH); detaillierte Abmessungen und Prüfwege können abweichen.

Industrie- und Produktionsanlagen

  • Belegungsdichte und Nutzung: Stark abhängig von der Nutzung; manchmal niedrige Belegungsdichten trotz großer Geschossflächen; Schichtarbeit ist üblich.

  • Risiken: Technische Prozesse, Maschinenbrände, Heißarbeiten, Gefahrstoffe/Explosionsrisiken (ATEX-Bereiche), Energieversorgung (Transformator/Schaltanlage).

  • Flucht- und Rettungswege: Große Entfernungen in den Hallen; Trennung von Fußgänger- und Fahrzeugverkehr; Bereiche zur Rauchkontrolle; besonderes Augenmerk auf Notausgänge, die auch bei Materialfluss frei bleiben.

  • Typische Strategien: Häufig gleichzeitige Evakuierung der betroffenen Halle/Zone; gestaffelte Evakuierung bei großen Komplexen oder wenn sichere Prozesse aufrechterhalten werden müssen; Verteidigung vor Ort für Kontrollzentren mit besonderen Schutzanforderungen nur in Ausnahmefällen.

  • Systemische Merkmale: Koordination mit der Werksfeuerwehr; zusätzliche Alarmierung über Sirenen, Lichtsignale, Pager/ENS; Explosionsschutzdokument und Szenarien für Freisetzungen.

Hinweis AT/CH

Die TRVB- und VKF-Richtlinien legen Anforderungen an die Brandabschnittsbildung sowie an die Rauch- und Wärmeabfuhr fest; die nationalen Explosionsschutzbestimmungen sind zu beachten.

Logistik- und Lagereinrichtungen

  • Belegungsdichte und Nutzung: Schwankende Personenzahlen, oft geringe Dichte; Spitzenwerte während der Spitzenzeiten (Lieferungen, Saison).

  • Risiken: Große Bodenflächen, hohe Regale (Rauchschichtung, eingeschränkte Sicht), Gabelstaplerverkehr, brandgefährliche Verpackungsladungen; mögliche Früherkennung von Bränden wird erschwert.

  • Flucht- und Rettungswege: Große Entfernungen zu den Ausgängen, Orientierung in homogenen Korridoren; Rauchabschnitte, bodennahe Markierungen und deutlich sichtbare, redundante Kennzeichnungen sind von entscheidender Bedeutung.

  • Typische Strategien: Vorrangig gleichzeitige Evakuierung pro Abschnitt; phasenweise Evakuierung in Campusgebäuden; konsequente Trennung von Fluchtwegen und Verkehrsachsen.

  • Systemmerkmale: Hochleistungsfähige Rauch- und Wärmeabfuhr (SHEV), optische/akustische Signale mit großer Reichweite, SAA für Durchsagen trotz Hintergrundgeräuschen; Sammelpunkte in einiger Entfernung von den Ladezonen.

Hinweis AT/CH

OIB-RL 2/TRVB E- und S-Serie (AT) und VKF (CH) enthalten spezifische Informationen zur Rauchraumbildung in Hallen.

Krankenhäuser und Gesundheitswesen

  • Belegungsrate und Nutzung: 24/7-Betrieb; hoher Anteil besonders schutzbedürftiger Personen (Intensivstation, Operationssaal, Zwischenpflege, Pflegeheime).

  • Risiken: Medizinische Gase, hochsensible Bereiche, Geräteabhängigkeit, eingeschränkte Mobilität.

  • Flucht- und Rettungswege: Horizontale Evakuierung in angrenzende Brandabschnitte; gesicherte Treppenhäuser; Aufzüge sind in der Regel nicht für die Selbstrettung vorgesehen, sondern werden von der Feuerwehr als Evakuierungsaufzüge beaufsichtigt.

  • Typische Strategien: Verteidigung vor Ort als primäre Strategie mit horizontaler Verlagerung; stufenweise vollständige Evakuierung nur bei umfassender Gefahr; detaillierte Priorisierung nach Patientenkategorien.

  • Systemische Merkmale: Hohe Anforderungen an rauchfreie Bedingungen, Schleusen und Sprachkommunikation; Evakuierungsstühle, Tragen und Bettenlogistik; Übungen mit Rollenkonzepten.

Anmerkung AT/CH

Die Bauvorschriften für Krankenhäuser (VKF) und OIB-RL 2 betonen die Bildung von Abschnitten und die horizontale Rettung; Pflegeheime folgen ähnlichen Prinzipien mit angepasster Organisation.

Schulen, Universitäten und Kindertagesstätten

  • Belegungsdichte und Nutzung: Hohe Belegungsdichte während Pausen und Wechselzeiten; Kinder/Jugendliche als Zielgruppe mit besonderem Betreuungsbedarf.

  • Risiken: Viele Personen, die mit dem Ort (Universitäten), den Versuchsräumen/Laboren nicht vertraut sind; abschließbare Klassenzimmer.

  • Flucht- und Rettungswege: Klare, redundante, kurze Wege; leicht zu bedienende Türen; Sammelpunkte nach Klassen/Kursen strukturiert.

  • Typische Strategien: Gleichzeitige Evakuierung; auf Campusgeländen gestaffelte Evakuierung nach Gebäuden; in Kindertagesstätten enge Überwachung und das „Mitnehmen“-Prinzip.

  • Systemische Merkmale: Regelmäßige Übungen, altersgerechter Unterricht, Ankündigungen in klarer, einfacher Sprache; Berücksichtigung von Inklusion/Barrierefreiheit.

Hinweis AT/CH

Die Aufsichtsaufgaben und Ausbildungszyklen werden in den Richtlinien der Bundesländer oder Kantone festgelegt.

Versammlungsorte und Veranstaltungsgebäude

  • Auslastung und Nutzung: Sehr hoch, dynamische Besucherströme; die Auslastung schwankt je nach Veranstaltung stark.

  • Risiken: Dunkelheit, Brandgefahr durch Bühnen-/Kulissenequipment, temporäre Konstruktionen; Panik- und Gedrängegefahr.

  • Flucht- und Rettungswege: Große, redundante Ausgänge; klare Wegweisung auch bei Dunkelheit; Trennung von Bühnen- und Zuschauerbereich.

  • Typische Strategien: Gleichzeitige Evakuierung des Zuschauerbereichs; gestaffelte interne Evakuierung des Backstage-/Technikpersonals; konsequenter Einsatz von SAA/ENS und Crowd Management.

  • Systemische Merkmale: Auslegung nach MVStättVO (oder nationalen Äquivalenten), Personal mit Sicherheitsfunktionen, dynamische Beschilderung, Szenarien für teilweise Evakuierung/Unterbrechung.

Anmerkung AT/CH

In AT erfolgt die Klassifizierung über OIB/TRVB; in CH über VKF und kommunale Genehmigungsverfahren; Bevölkerungsdichte und Flächenkriterien können unterschiedlich sein.

Einzelhandels- und Einkaufszentren

  • Belegungs- und Nutzungsraten: Große Schwankungen (Sonderverkäufe, Samstage); heterogene Nutzergruppe (Kinder, Senioren, Touristen).

  • Risiken: Brandlasten durch Dekoration/Waren, Küchen in Food-Courts, komplexe Geometrien von Einkaufszentren.

  • Flucht- und Rettungswege: Kombination aus offenen Bereichen im Einkaufszentrum und Ladenpassagen; Ausgänge teilweise über Seitengänge/Lieferwege; Orientierungshilfen zentral angeordnet.

  • Typische Strategien: Gleichzeitige Evakuierung pro Einkaufszentrum/Geschäftszone; gestaffelte Evakuierung in einem Netzwerk großer Zentren; Einzelhandelseinheiten mit eigenem Alarmkonzept, zentral koordiniert.

  • Systemmerkmale: Hochleistungsfähige SAA/ENS, mehrsprachige Durchsagen, dynamische Wegeleitung; Koordination der Mieter über das Centermanagement.

Hinweis AT/CH

Die nationalen Vorschriften bezüglich Fluchtwegbreiten und Mieterkoordination sind ähnlich; detaillierte Umsetzung über OIB/TRVB oder VKF.

Wolkenkratzer

  • Belegungsdichte und Nutzung: Vertikale Stapelung, gemischte Nutzung (Büro, Hotel, Wohnen); hohe Personenzahl pro Etage.

  • Risiken: Rauchausbreitung über Schächte/Fassaden, lange Fluchtwege, Abhängigkeit von Aufzügen; Wind-/Druckbedingungen.

  • Flucht- und Rettungswege: Mehrere rauchgeschützte Treppenhäuser, Druckbelüftung; falls erforderlich, Schutzräume/Schutzetagen; streng regulierte Aufzugssteuerung.

  • Typische Strategien: Stufenweise Evakuierung (betroffene Stockwerke darüber, Ausweichgeschosse); Verteidigung vor Ort für nicht betroffene Bereiche; Vollständige Evakuierung nur in Ausnahmefällen.

  • Systemmerkmale: Sprachalarm mit Zonenlogik, Evakuierungsaufzüge nach aktuellen Standards, Türmanagement, Rauchschutz-Drucksysteme; Evakuierungsassistenten und Schulungen sind für den Erfolg entscheidend.

Anmerkung AT/CH

Die M-Hochhaus-Richtlinie hat Entsprechungen in den OIB/staatlichen Rechtsvorschriften (AT) und den VKF-spezifischen Anforderungen (CH) hinsichtlich Druckbeaufschlagung, Aufzügen und Containment-Systemen.

Integrierte Planung im Neubau

In Neubauten sollten Evakuierungskonzepte idealerweise von Anfang an als Kernbestandteil des gesamten Brandschutzkonzepts und der Gebäudemanagementstrategie integriert werden. Ein Schlüsselelement ist ein interdisziplinärer Planungsansatz, der Architektur, Tragwerksplanung, Gebäudetechnik, Sicherheitstechnik, IT/OT, Betrieb und Behörden frühzeitig zusammenbringt.

  • Schutzzielorientiertes Konzept: Ableitung der Evakuierungsstrategie (gleichzeitig, phasenweise, Verteidigung vor Ort) aus Nutzungs-, Bevölkerungsdichte-, Brand- und Gefahrstoffszenarien sowie Zulässigkeitskriterien (Rauch, Temperatur, Sichtweite).

  • Frühe Dimensionierung von Flucht- und Rettungswegen: Breite, Länge, Brand- und Rauchabschnitte, barrierefreie Selbstrettung und Rettung durch Dritte, Vorinstallation für Evakuierungsaufzüge.

  • Technische Systemarchitektur: Brandmeldeanlage, Notalarm-/Notbeleuchtung, Rauch- und Wärmeabfuhrsystem, Tür- und Fluchtwegtechnik, dynamische Wegführung – jeweils gemäß den Normen und mit klar definierten Schnittstellen.

  • Digitale Kontinuität: BIM-basierte Modellierung von Fluchtwegnetzen (2D/3D), Zuordnung gemäß EN ISO 7010/DIN ISO 23601, Übergabe an CAFM für Betrieb und Instandhaltung (Ist- und Ist-Zustand). Speicherung von Planungs- und Abnahmeparametern für zukünftige Audits.

  • Vorkehrungen für Betrieb und Prüfung: Zugänglichkeit und Wartungsfreundlichkeit, Prüf- und Inspektionskonzepte (z. B. Lautsprecherleitungsüberwachung, automatische Testroutinen für die Notbeleuchtung), Redundanz und ausfallsicherer Betrieb.

Der integrierte Ansatz reduziert spätere Planungs- und Umsetzungskonflikte, ermöglicht eine kontinuierliche Überprüfung (z. B. Evakuierungssimulation nach DIN 18009-2) und schafft Reserven für zukünftige Änderungen.

Bestehende Gebäude und Sanierung

In bestehenden Gebäuden haben sich Nutzung, Belegung und technische Ausstattung oft im Laufe der Zeit entwickelt. Evakuierungspläne müssen daher systematisch überprüft und an die aktuellen Schutzziele angepasst werden.

  • Bestandsaufnahme: Überprüfung von Flucht- und Rettungswegen, Brand- und Rauchschutzräumen, Systemzustand (Brandmeldeanlage/Rauch- und Wärmeabfuhr/Notbeleuchtung), Betriebsorganisation und Dokumentation. Vergleich mit den geltenden Anforderungen (Arbeitsschutzverordnung/Technische Vorschriften für Arbeitsstätten, Bauordnung/Besondere Bauvorschriften).

  • Risiko- und Lückenanalyse: Identifizierung von Abweichungen (z. B. unzureichende Breite, zu lange Strecken, fehlende barrierefreie Optionen, veraltete Signaltechnik). Bewertung nach Schweregrad und Eintrittswahrscheinlichkeit; Priorisierung von Maßnahmen.

  • Äquivalenz- und Übergangslösungen: Wo strukturelle Anpassungen kurzfristig nicht möglich sind, können organisatorische und technische Kompensationen (z. B. Sprachalarmsysteme, dynamische Routenführung, zusätzliche Aufsicht, provisorische Abschnitte) als vorübergehende Maßnahmen eingesetzt werden – allerdings mit dokumentiertem Nachweis der Äquivalenz und einem Umsetzungsplan.

  • Renovierungsplanung während des laufenden Betriebs: Erstellung von temporären Evakuierungskonzepten für Bauphasen, Festlegung von provisorischen Fluchtwegen, Staub- und Rauchschutz (z. B. Baustellen-Schleusen), Koordination von Alarmszenarien und Übungen; Sicherstellung der Fortsetzung der Test- und Wartungszyklen.

Inventuren in Österreich und der Schweiz

Die Grundprinzipien sind identisch; die Prüfverfahren richten sich nach OIB/TRVB (Österreich) und VKF (Schweiz). Nationale Gebrauchstauglichkeitszertifikate und kantonale/staatliche Rechtsvorschriften müssen in die Inventurbewertung einbezogen werden.

Typische Auslöser gemäß dem deutschen Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG/ASR) und der Bauordnung:

  • Änderungen in der Nutzung oder Belegung (z. B. Steigerung um >10–20 %, neue öffentliche Bereiche).

  • Eingriffe in Flucht- und Rettungswegesysteme (Wegführung, Längen, Breiten, Türen/Treppenhäuser).

  • Änderungen an Brand- und Rauchschutzabschnitten, Fassaden- oder Gebäudetechnikkonzepten (z. B. neue Rauch- und Wärmeabfuhrzonen).

  • Einführung besonderer Gefahren (Labore, Gefahrstofflager, Batterieräume).

  • Technologische Veränderungen bei Alarm- und Sicherheitssystemen (Migration von Brandmelde-/Sicherheitsalarmsystemen, Netzwerkzusammenführung).

Planungskonflikte entstehen häufig an den Schnittstellen zwischen bestehenden und neuen Gebäudeteilen (unterschiedliche Gebäudehöhen, Druckverhältnisse in Treppenhäusern, abweichende Normen, Kapazitätsgrenzen bestehender Einrichtungen). Übergangsregelungen mit klar definierten Verantwortlichkeiten sind erforderlich.

  • Stufenweise Inbetriebnahme mit befristeten, offiziell vereinbarten Maßnahmen.

  • Klare Trennung und Kennzeichnung vorübergehend gesperrter Strecken; redundante Kommunikation über SAA/ENS und Baustelleninformationen.

  • Vorübergehende Brandschutzorganisation (z. B. Brandwachen, erhöhte Übungshäufigkeit, angepasste Appellverfahren).

Nicht alle Bereiche sind gleich kritisch. Die Risikoanalyse definiert Schutzklassen:

  • Hochrisikobereiche: Technische Kontrollräume, Gefahrstofflager, Batterieräume, Bühnenbereiche, Operationssäle/Intensivstationen, Etagen mit sehr hoher Belegung. Maßnahmen: Erhöhte Meldedichte, Frühwarnsysteme für Brände, effektive Rauchabwehr, separate Alarmzonen, zusätzliche Ausgänge.

  • Standardbereiche: Büros, Klassenzimmer, Verkaufsflächen mit regulierter Personendichte. Maßnahmen: geregelte Wege und Alarmsysteme, Übungen und, falls erforderlich, dynamisches Verkehrsmanagement zu Stoßzeiten.

  • Gefährdete Nutzergruppen: Kinder, Patienten, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Ortsunkundige. Maßnahmen: Sichern des Aufenthaltsortes/horizontaler Transfer, Assistenzteams, barrierefreie Infrastruktur, angepasste Kommunikation (mehrsprachig, visuell/akustisch).

Strategische Entscheidungen folgen dem Schutzbedürfnis:

  • Gleichzeitige Evakuierung bei überschaubarer Dichte und kurzer RSET.

  • Stufenweise Evakuierung zur Kapazitätskontrolle, insbesondere in Hochhäusern und großen Anlagen.

  • Die Strategie „Verteidigung vor Ort“ wird angewendet, wenn eine sofortige vollständige Evakuierung unangemessen oder kontraproduktiv ist, vorausgesetzt, dass eine hohe bauliche/technische Qualität und eine garantierte Unterstützung vorhanden sind.

Zweck und Prinzipien

Die Dokumentation ist das Rückgrat eines robusten Evakuierungsmanagementsystems. Sie macht Annahmen, Verantwortlichkeiten und Wirksamkeitsnachweise transparent, nachvollziehbar und überprüfbar.

Richtlinien:

  • Vollständigkeit und Klarheit: Jede sicherheitsrelevante Aussage wird schriftlich dokumentiert, datiert und genehmigt.

  • Aktualität: Änderungen in Konstruktion, Nutzung oder Organisation werden umgehend dokumentiert und versioniert.

  • Überprüfbarkeit: Test-, Wartungs- und Schulungsaufzeichnungen werden auf nachvollziehbare, manipulationssichere und rückverfolgbare Weise gespeichert.

  • Verfügbarkeit: Die Dokumente sind am Einsatzort in geeigneter Form verfügbar (Leitstelle, Zugang für die Feuerwehr); digital im CAFM/DMS.

Erforderliche Artefakte mit Mindestinhalt:

  • Flucht- und Rettungspläne: Lage von Fluchtwegen, Notausgängen, Erste-Hilfe-/Feuerwehrausrüstung, Sammelpunkten, Verhaltensregeln. Einheitliche Symbole und einheitlicher Maßstab; Standorte der Aushänge dokumentiert.

  • Alarm- und Evakuierungspläne: Auslösewege, Eskalationsstufen, Rollen, Kommunikationsketten, Textmodule für Durchsagen; Verknüpfung mit der Brand- und Evakuierungsmatrix.

  • Brandmelde- und Evakuierungsmatrix (Ursache & Wirkung): Auslösesignale, Steuerungen, Prioritäten, Verzögerungen, Bestätigungen; Abbildung der Schnittstellen zwischen Brandmeldeanlage, SAA/ENS, Rauch- und Wärmeabfuhrsystem, Tür- und Aufzugstechnik, dynamische Routenführung.

  • Übersicht der Abholstellen: Zuteilung pro Zone, Kapazitäten, GPS-/Adressdetails, Ausweich-Abholstellen, Wegbeschreibung.

  • Anwesenheitslisten und Verzeichnisse der Verantwortlichen: Struktur nach Organisationseinheiten, Vertretungsregeln, Zuweisung von Gastgebern für Besucher und Dienstleister.

  • Feuerwehr- und Einsatzdokumente: Feuerwehrpläne, Routenkarten, Schlüssel- und Freigabeelemente; gespeichert auf der Feuerwehrinformationstafel und digital in der Leitstelle.

  • Systemübersichten: Gruppenpläne für Brandmeldeanlagen, Zonenpläne für Brandmeldeanlagen, Notbeleuchtungskreise, Rauch- und Wärmeabfuhrzonen, Türlisten mit Flucht-/Brandschutzfunktion, Aufzugslisten mit Brandnotfallmodus.

Die Nachweise müssen fristgerecht, strukturiert und unter Angabe der Verantwortlichen eingereicht werden:

  • Übungen/Übungen: Übungsziele, Szenario, Teilnehmer, Zeiten (Alarm, Durchsagen, Beginn der Evakuierung, Treppenhausräumung, Sammelpunkt, Namensaufruf, Entwarnung), Abweichungen, Aktionsplan, Datum der Wirksamkeitsprüfung.

  • BMA/SAA/ENS: Inspektionen, Wartung, Störungsmeldungen, Softwareversionen, Leitungsüberwachung, Sprachverständlichkeitstests (STI), Ereignisprotokolle, Abnahmeberichte nach der Umstellung.

  • Not- und Sicherheitsbeleuchtung: Automatische Funktions- und Autonomietests, Fehlerprotokolle, Austauschzyklen, Sichtprüfungen.

  • Rauch- und Wärmeabfuhr-/Türtechnik: Sicht- und Funktionsprüfungen, Überprüfung des Offenhaltesystems, Reparaturprotokolle, Fehlerverfolgung.

  • Aufzüge: Prüfberichte über Brandmeldeanlagen, Feuerwehraufzüge, Evakuierungsaufzüge; Schnittstellentests mit Brandmeldeanlagen/Notfallreaktionssystemen.

  • Schulungskurse/Anleitungen: Teilnehmerlisten, Inhalte, Referenten, Zertifikate, Auffrischungskurse; Qualifikationsmatrix für Rollen.

Jeder Bericht enthält Datum, Ort/Zone, Umfang der Inspektion, Ergebnis, festgestellte Mängel, Fristen und die für die Bearbeitung zuständigen Personen.

Kernaussagen

  • Die Evakuierungsplanung ist ein lebenszyklusorientierter Managementprozess. Ihre Wirksamkeit ergibt sich aus dem koordinierten Zusammenspiel struktureller, technischer und organisatorischer Maßnahmen – basierend auf klaren Schutzzielen, verifizierten Erkenntnissen (RSET/ASET) und erprobten Verfahren.

  • Die Einhaltung von Normen und die Harmonisierung sind erreichbar, wenn staatliche Vorschriften (Arbeitsschutzgesetz/Betriebsordnung/Technische Regeln für Arbeitsplätze, Musterbauordnung/Landesbauordnung, spezielle Bauvorschriften) konsequent mit relevanten Normen (DIN 18009-2, VDE 0833, EN 54/50849, EN ISO 7010/ISO 23601, EN 1838, EN 12101, DIN 14036, DIN 18040) verknüpft werden. Abweichungen erfordern einen dokumentierten Nachweis der Gleichwertigkeit.

  • Die Strategien müssen auf den jeweiligen Einsatzzweck und das Szenario zugeschnitten sein: gleichzeitige Durchführung bei überschaubarer Personendichte, gestaffelte Durchführung bei hohem Personenaufkommen und das Verteidigen gefährdeter Gruppen vor Ort (z. B. in Krankenhäusern und Hochhäusern). Sprachalarmsysteme, barrierefreie Infrastruktur und dynamische Routenführung reduzieren Vorlauf und Engpässe.

  • Dokumentation, Test- und Wartungsdisziplin sowie PDCA-basierte Verbesserungen sind Voraussetzungen für die Einhaltung von Auditvorgaben und die Betriebssicherheit.

Priorisierte Empfehlungen für das Facility Management

  • Führung und Verantwortlichkeiten

  • Definieren Sie ein Rollenmodell mit Stellvertretern (Evakuierungsmanagement, Kontrollzentrum, Abschnittsleiter, Evakuierungsassistent, technisches Personal, Sammelpunktmanagement); dokumentieren Sie die RACI-Matrix klar.

  • Eine versionssichere Brand- und Evakuierungsmatrix als „einzige Datenquelle“ einrichten und pflegen.

  • Strategie und Evidenz

  • Für jede Nutzung (gleichzeitig/phasenweise/vor Ort verteidigen) ist eine begründete Strategie festzulegen. Bei komplexen Objekten ist eine leistungsorientierte Verifikation (DIN 18009-2) mit Sensitivitätsanalyse durchzuführen.

  • Die Zugänglichkeit muss baulich verankert werden (DIN 18040/ASR V3a.2), Evakuierungsaufzüge/Zufluchtsbereiche müssen dort bereitgestellt werden, wo eine vertikale Selbstrettung nicht zumutbar ist.

  • Technologie und Resilienz

  • SAA/ENS mit nachgewiesener Sprachverständlichkeit, redundanten Pfaden und Klartextmodulen; integrierte Kettentests (BMA→SAA→Türen→RWA→Aufzüge).

  • Dynamische Wegeleitsysteme für komplexe Grundrisse; Ausfallsicherheit durch statische Beschilderung gewährleisten.

  • CAFM-gestützte Prüf- und Wartungspläne; Einhaltung der TPrüfVO-Verpflichtungen und der Herstellervorgaben.

  • Sammelstellen und Verantwortlichkeit

  • Sichere Gestaltung und Kennzeichnung von Sammelpunkten mit Ausweichmöglichkeiten; digitaler Anwesenheitsaufruf mit manueller Sicherung; Gastgeberprinzip für Besucher.

  • Daten, Dokumente, Änderungen

  • BIM/CAFM-Konsistenz schaffen; Pläne, Zonen, Listen und Protokolle revisionssicher versionieren.

  • Änderungsmatrix mit klaren Auslösern (Nutzung, Belegung, Routen, Technologie). MoC-Prozess mit Genehmigungen, Tests und Kommunikation.

  • KPIs und Audits

  • Definieren Sie wichtige Leistungsindikatoren (KPIs): Zeit bis zur ersten Durchsage, Beginn des Fußgängerstroms, Evakuierungs- und Appellzeiten, Fehlalarmrate, Verfügbarkeit kritischer Systeme. Führen Sie regelmäßig interne und externe Audits durch.

Checklisten und Übersichten

  • Planungscheck (Auszug)

  • Schutzziele definiert; Strategie für jeden Einsatz begründet (gleichzeitig/phasenweise/Verteidigung vor Ort).

  • Belegungs- und Fluchtwegkapazitäten wurden ermittelt; Barrierefreiheit (ASR V3a.2, DIN 18040) wurde berücksichtigt.

  • Koordinierte Brandmelde- und Evakuierungsmatrix (Ursache & Wirkung) (Brandmeldeanlage, Brandmelde-/Notfallreaktionssystem, Rauch- und Wärmeabfuhrsystem, Türen, Aufzüge, dynamische Routenführung).

  • Sammelstellen zugewiesen (Kapazität/Ausweichmöglichkeit); Anwesenheitskontrolle festgelegt.

  • BIM/CAFM-Abgleich: Zonen, Türen, Melder, Lautsprecher, Leuchten mit eindeutigen IDs.

Abnahmeprüfung (Auszug)

  • Kettentest: Brandmeldeanlage → SAA → Türöffnungen/Abschnittsschließung → Rauch- und Wärmeabfuhr → Aufzugsmodus; Zeitstempel protokolliert.

  • Sprachverständlichkeit (STI) nachgewiesen; Notlichtautonomie getestet.

  • Funktion des Offenhaltesystems, Notausgangsterminals, Panikhardware getestet.

  • Leitstelle: Anzeigen, Protokolle, Benutzerrechte; Schnittstelle zur Feuerwehr getestet.

Funktionsprüfung (Auszug)

  • Inspektions-/Wartungsplan in CAFM: TPrüfVO-Termine gespeichert.

  • Ausbildungs- und Übungsplan (einschließlich Nacht-/Minimalbesetzung): Dokumentation verfügbar.

  • ENS/Zugriffsschnittstelle für Anwesenheitskontrolle getestet: Besucherprozess (Gastgeberprinzip) aktiv.

Prüfbericht (Auszug)

  • Dokumentversionen, Genehmigungen, Änderungsprotokoll vollständig.

  • KPI-Dashboard: Evakuierungs- und Appellzeiten, Fehlalarmrate, Systemverfügbarkeit.

  • Maßnahmenverfolgung bei Abweichungen; Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse.