Intranet als Informationsbasis im Evakuierungskonzept
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Intranet als Informationsbasis in Evakuierungskonzepten
In modernen Industrieunternehmen spielt das Intranet eine zentrale Rolle als Informationsbasis für Evakuierungskonzepte. Gerade für Facility Manager großer Betriebsanlagen ist eine effiziente, aktuelle und zugängliche Informationsplattform entscheidend, um im Notfall eine geordnete Räumung zu gewährleisten. Gesetzliche Vorgaben verpflichten Arbeitgeber, Notfallschutz und Evakuierungsmaßnahmen vorzubereiten und alle Beschäftigten zu unterweisen. Ein gut implementiertes Intranet kann diese Pflicht unterstützen, indem es Evakuierungspläne, Verhaltensanweisungen und Kommunikationswege unternehmensweit verfügbar macht.
Organisatorische Einbindung des Intranets in Evakuierungsprozesse
Integrationen in bestehende FM-Strukturen: In vielen Unternehmen ist das Notfall- und Evakuierungsmanagement als Teil des Facility Management (FM) oder Arbeitsschutzes verankert. Um das Intranet effektiv zu nutzen, muss es nahtlos in diese Strukturen integriert sein. Praktisch bedeutet das: Die für Arbeitssicherheit zuständigen Fachkräfte (z.B. Sicherheitsingenieure oder Brandschutzbeauftragte) pflegen die Inhalte auf der Intranet-Plattform und arbeiten eng mit der FM-Leitung sowie der IT-Abteilung zusammen. Zuständigkeiten sollten klar definiert sein – etwa wer Evakuierungspläne einstellt oder aktualisiert, wer Mitarbeiterlisten (z.B. Ersthelfer, Brandschutzhelfer) führt und wer im Ernstfall über das Intranet kommuniziert. Eine klare Rollenverteilung garantiert, dass im Notfall keine Informationslücke entsteht und jeder weiß, welche Aufgaben zu erfüllen sind.
Kommunikationsflüsse und Unterweisung: Das Intranet fungiert als zentrales Kommunikationsmedium zwischen Management und Mitarbeitern im Kontext der Notfallplanung. Alle Beschäftigten müssen die Evakuierungsverfahren kennen; tatsächlich fordern deutsche Unfallversicherer, dass jedem Mitarbeiter der betriebliche Evakuierungsplan bekannt gemacht wird. Diese Unterweisungspflicht kann durch das Intranet effizient unterstützt werden. Beispielsweise lassen sich Evakuierungspläne und Verhaltensrichtlinien auf der Intranetseite des Unternehmens veröffentlichen, ergänzt durch E-Learning-Module oder interaktive Tutorials. Neue Mitarbeiter erhalten im Rahmen des Onboardings Zugang zu diesen Informationen (ggf. in einer eigenen Rubrik „Arbeitsschutz“ oder „Sicherheit“), sodass vom ersten Arbeitstag an Klarheit über Alarmwege, Notausgänge und Sammelplätze besteht. Wichtig ist, die Kommunikation nicht als einmalige Belehrung zu verstehen, sondern als kontinuierlichen Prozess. Regelmäßige Erinnerungen und Sicherheits-Tipps – z.B. monatliche Kurzbeiträge oder „Safety Alerts“ auf der Startseite – halten das Thema präsent. Forschungsergebnisse legen nahe, dass Mitarbeitende durch wiederkehrende Hinweise auf Notfallsignale (z.B. Erläuterungen der Alarmsignale über das Intranet) besser auf echte Alarmfälle vorbereitet werden. Gleichzeitig ermöglicht das Intranet auch Feedback: Mitarbeiter können über Foren oder Feedback-Formulare Rückmeldungen zu Evakuierungsübungen oder Gefahrenstellen im Betrieb geben, was in die laufende Verbesserung des Konzepts einfließt.
Integration in den Betriebsalltag: Organisatorisch bewährt es sich, das Intranet als Teil der Sicherheitskultur zu etablieren. Das bedeutet, relevante Dokumente (Evakuierungskonzepte, Notfallkontaktlisten, Zuständigkeiten) sind nicht passiv abgelegt, sondern aktiv in die Arbeitsprozesse eingebunden. Der Facility-Management-Service-Desk kann z.B. im Ereignisfall zentrale Anlaufstelle sein und über das Intranet aktuelle Anweisungen veröffentlichen. Übungen werden idealerweise im Voraus über das Intranet angekündigt, um die Belegschaft vorzubereiten, und anschließend ausgewertet. Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ist es empfehlenswert, Erkenntnisse aus Evakuierungsübungen zeitnah via Intranet an die Mitarbeiter zu kommunizieren. Dieses Vorgehen fördert Transparenz und Lernpotential: Die Belegschaft erfährt, was gut funktionierte und wo Optimierungsbedarf besteht. Insgesamt stellt das Intranet so einen organisatorischen Wissensspeicher für Notfallschutz dar, der die kontinuierliche Schulung und Sensibilisierung aller Beteiligten ermöglicht.
Technische Umsetzung und Zugänglichkeit
Intranet-Design und Inhalt: Technisch sollte die Intranet-Plattform so gestaltet sein, dass sicherheitsrelevante Informationen intuitiv auffindbar sind. Eine klare Struktur mit dedizierten Unterseiten (z.B. „Evakuierungskonzept“, „Flucht- & Rettungspläne“, „Notfallkontakte“) erleichtert das schnelle Zugreifen im Bedarfsfall. Wichtig sind übersichtliche, grafikunterstützte Darstellungen: Interaktive Grundrisse oder Evakuierungspläne im PDF-Format nach DIN ISO 23601 können eingebunden werden, sodass Mitarbeiter sich vorab mit Fluchtwegen und Brandschutzeinrichtungen vertraut machen können. Auch Videos oder animierte Anleitungen („Was tun im Brandfall?“) können das Verständnis fördern. Die Informationen sollten in leicht verständlicher Sprache und – falls das Unternehmen international aufgestellt ist – mehrsprachig bereitgestellt werden. Technische Dokumentationen oder detaillierte Konzepte können zusätzlich hinterlegt sein, etwa für Evakuierungshelfer oder Krisenstäbe, aber die grundlegenden Verhaltensregeln müssen für jeden zugänglich und verständlich präsentiert werden.
Zugangskontrolle und Datensicherheit: Da es sich beim Intranet um ein internes Netzwerk handelt, ist ein gewisses Maß an Zugriffsschutz selbstverständlich. Alle Mitarbeiter benötigen einfachen Zugriff (Single-Sign-On oder automatische Anmeldung am Arbeitsplatzrechner), während externe Personen keinen Zugang erhalten. In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, Informationen auf bestimmte Gruppen einzuschränken – z.B. interne Telefonlisten von Notfallteams oder vertrauliche technische Zeichnungen nur für Führungskräfte oder Sicherheitsbeauftragte freizugeben. Gleichzeitig darf die Zugangskontrolle nicht dazu führen, dass im Ernstfall Informationen unzugänglich sind. Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Verfügbarkeit ist gefragt: Kritische Notfallinformationen sollten möglichst offen im Intranet stehen (für alle Beschäftigten), während sensible personenbezogene Daten geschützt werden. Die Plattform selbst muss hohen Sicherheitsstandards genügen, um Manipulation oder unbefugten Zugriff zu verhindern, da im Krisenfall verlässliche Informationen lebenswichtig sind.
Aktualisierung und Pflege: Ein oft unterschätzter Aspekt der technischen Umsetzung ist der regelmäßige Update-Zyklus. Evakuierungskonzepte sind „lebende“ Dokumente – Änderungen an baulichen Gegebenheiten, an Organisationsstrukturen oder im Personal (z.B. neue Evakuierungskoordinatoren) müssen zeitnah im Intranet aktualisiert werden. Es empfiehlt sich, formale Prozesse festzulegen: z.B. Überprüfung aller Notfalldokumente halbjährlich oder bei jeder größeren Umbaumaßnahme, mit Protokollierung der Revisionen. Moderne Content-Management-Systeme ermöglichen es, Gültigkeitsdaten zu setzen oder Erinnerungen für Aktualisierungen auszulösen. Auf diese Weise bleibt das intranetbasierte Informationsangebot immer auf dem neuesten Stand. Zusätzlich sollte das Intranet Versionshistorien oder Änderungslogs führen, um im Nachhinein nachvollziehen zu können, wann welche Änderung vorgenommen wurde – dies ist auch im Sinne der Dokumentationspflicht nützlich.
Mobile Verfügbarkeit und Nutzerfreundlichkeit: In einem Notfall sind Mitarbeiter nicht unbedingt an ihrem Schreibtisch; viele sind mobil im Betrieb oder auf dem Werksgelände unterwegs. Daher muss das Intranet plattformübergreifend zugänglich sein – optimiert für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Responsive Design oder dedizierte Mitarbeiter-Apps stellen sicher, dass z.B. Evakuierungspläne auch auf einem Mobilgerät rasch abgerufen werden können. Im Idealfall lässt sich der Evakuierungsplan sogar offline speichern (z.B. als PDF in einer App), falls die Netzwerkverbindung ausfällt. Einige Unternehmen integrieren Push-Benachrichtigungsfunktionen: Alarme können parallel zum Sirenensignal als Nachricht an alle PC-Arbeitsplätze (Popup über Intranet-Client) und per App an Smartphones gesendet werden. So wird die Belegschaft über mehrere Kanäle erreicht – klassisch akustisch/optisch und zusätzlich digital – was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wirklich jeder den Evakuierungsaufruf mitbekommt. Bei der technischen Umsetzung ist auch auf Barrierefreiheit zu achten: Das Intranet sollte kompatibel mit Screenreadern sein und z.B. ausreichend Kontrast in Grafiken bieten, damit Mitarbeiter mit Sehbehinderung die Inhalte erfassen können. Alarm-Informationen können durch ergänzende visuelle oder Vibrationshinweise in mobilen Apps inklusiv gestaltet werden. Zusammengefasst muss die Intranetlösung zuverlässig, nutzerfreundlich und robust sein, damit sie im Ernstfall ihren Zweck erfüllt.
Rechtlicher und regulatorischer Rahmen
Arbeitsschutz und Betriebssicherheit: Die Implementierung eines intranetgestützten Evakuierungskonzepts muss im Einklang mit den einschlägigen Gesetzen und Vorschriften stehen. § 10 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) verpflichtet Arbeitgeber, erforderliche Maßnahmen für erste Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung zu treffen; daraus leitet sich auch die Notwendigkeit eines Evakuierungsplans ab. § 12 ArbSchG schreibt die Unterweisung der Beschäftigten in diesen Sicherheitsaspekten vor. Früher war es etwa üblich, Notfallpläne in Papierform am „Schwarzen Brett“ auszuhängen, um dieser Bekanntmachungspflicht nachzukommen. Eine aktuelle Novellierung (geltend ab 2025) erlaubt es jedoch, solche Aushangpflichten auch digital zu erfüllen – z.B. über das Intranet oder eine Mitarbeiter-App. Damit wird offiziell anerkannt, dass digitale Informationswege gleichwertig zu physischen Aushängen sein können, sofern alle Beschäftigten Zugriff haben. Für Facility Manager bedeutet dies einerseits mehr Flexibilität (Inhalte können schneller verteilt und aktualisiert werden), andererseits bleibt die Verantwortung unverändert hoch: Die digitale Bereitstellung entbindet nicht von der Pflicht, für Verständlichkeit und tatsächliche Kenntnisnahme zu sorgen. Es muss also sichergestellt sein, dass niemand vom Informationsfluss ausgeschlossen ist (z.B. müssen auch Produktionsmitarbeiter ohne eigenen PC-Arbeitsplatz anderweitig Zugang zum Intranet erhalten, etwa über Infoterminals oder Dienst-Smartphones). Zudem sind Schulungen weiterhin regelmäßig durchzuführen und zu dokumentieren, was aber ebenfalls via Intranet unterstützt werden kann (z.B. durch Quizzes oder elektronische Teilnahmebestätigungen).
Dokumentationsanforderungen: Die gesetzlichen Vorgaben im Arbeitsschutz verlangen eine lückenlose Dokumentation von Unterweisungen, Übungen und Prüfungen. Das Intranet kann hierbei als zentrales Dokumentenmanagement-System dienen. Beispielsweise lassen sich Protokolle von Evakuierungsübungen, Teilnehmerlisten von Schulungen und Prüfberichte von Sicherheitseinrichtungen auf einer entsprechenden Plattform archivieren. Bei Audits oder Behördentermine (z.B. durch die Aufsichtsbehörde oder Berufsgenossenschaft) können nötige Nachweise so schnell erbracht werden. Einige Normen und Regelwerke – etwa die Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.3 – fordern, dass beauftragte Evakuierungshelfer mindestens jährlich unterwiesen werden. Über ein Intranet lassen sich solche Termine planen, den Betroffenen zuweisen und die Durchführung nachhalten. Wichtig ist, dass das System manipulationssichere Nachweise ermöglicht (Stichwort: Rechtssicherheit der Unterweisung). Hier kommen z.B. personalisierte Logins und Bestätigungsfunktionen zum Tragen, die revisionssicher speichern, wer wann welche Informationen gelesen oder welche Schulung absolviert hat. Diese Daten könnten im Ernstfall vor Gericht relevant werden, um die Erfüllung der Unterweisungspflichten zu belegen.
Datenschutz (DSGVO) und Vertraulichkeit: Bei der Nutzung eines Intranets als Informationsbasis stellt sich unweigerlich die Frage nach dem Schutz personenbezogener Daten. Die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) gilt vollumfänglich auch im Arbeitskontext. Zwar betreffen Evakuierungspläne an sich primär Gebäude und Prozesse, doch die Umsetzung involviert oft personengebundene Informationen – z.B. Namen und Telefonnummern von Evakuierungskoordinatoren, Ersthelfern oder Mitgliedern des Krisenstabs. Solche Angaben dürfen im Intranet zugänglich gemacht werden, sollten jedoch auf dienstliche Kontaktinformationen beschränkt sein und im Zweifel mit dem Datenschutzbeauftragten abgestimmt werden. Ein sensibles Thema sind auch Angaben zu schutzbedürftigen Personen im Evakuierungsfall (etwa Mitarbeiter mit Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen, die Hilfe bei der Räumung benötigen). Hier ist Zurückhaltung geboten: Eine offene Liste im Intranet könnte gegen das Prinzip der Datensparsamkeit verstoßen. Besser ist es, verantwortliche Helfer individuell zu schulen und vertraulich zu informieren, welche Personen in ihrem Bereich Unterstützung brauchen, anstatt dies breit zu publizieren. Technisch sind zudem entsprechende Zugriffsrechte zu setzen, damit vertrauliche Notfalldokumente (etwa detaillierte Gefährdungsbeurteilungen oder interne Berichte) nicht in falsche Hände geraten. Schließlich muss auch die IT-Sicherheit des Intranets gewährleistet sein, um Cyber-Risiken vorzubeugen – ein manipuliertes Evakuierungshandbuch im Ernstfall wäre ein Alptraum. Insgesamt ist der rechtliche Rahmen komplex, doch lässt er sich mit einem durchdachten intranetbasierten Konzept gut erfüllen: Das Intranet hilft, alle Mitarbeiter zu erreichen und die nötigen Unterlagen bereitzustellen, sofern es datenschutz- und arbeitsschutzkonform betrieben wird.
Best Practices und Fallbeispiele aus der Industrie
Praxisbeispiele zeigen, dass ein durchdachtes Intranet die Effektivität von Evakuierungskonzepten deutlich steigern kann.
Nachfolgend einige Best Practices aus industriellen Umgebungen:
Zentrale, immer verfügbare Notfallinformationen: Führende Unternehmen stellen sicher, dass Evakuierungspläne und Notfallrichtlinien jederzeit leicht abrufbar sind. So hat etwa ein großer Chemiekonzern sein Intranet so konfiguriert, dass auf jedem Rechner die Startseite einen prominent platzierten „Notfall & Evakuierung“-Button enthält. Dahinter liegen interaktive Lagepläne, Alarmierungssequenzen und eine Checkliste für das Verhalten im Notfall. Dieser Ansatz stellt sicher, dass im Alarmfall keine Zeit mit Suchen verloren geht – jeder Mitarbeiter kennt die digitale Anlaufstelle. Ergänzend werden wichtige Informationen auch in analoger Form vorgehalten (z.B. Taschenleitfäden oder Aushänge als Redundanz), aber das Intranet fungiert als Single Source of Truth: Änderungen an den Plänen werden dort eingepflegt und sind damit umgehend für alle aktuell.
Regelmäßige Übungen mit digitaler Nachbereitung: Ein Best Practice ist die Verknüpfung von Evakuierungsübungen mit dem Intranet als Kommunikationskanal. So werden in einem Automobilwerk quartalsweise Räumungsübungen durchgeführt und deren Ablauf im Anschluss ausgewertet. Über das Intranet erhalten alle Mitarbeiter zeitnah eine Rückmeldung: Wie lange dauerte die Evakuierung? Gab es Hindernisse oder Verzögerungen? Welche Verbesserungsvorschläge ergaben sich? – Diese Informationen werden in einer internen News-Meldung oder einem kurzen Bericht veröffentlicht. Dadurch wird Transparenz geschaffen und jeder Beschäftigte – vom Produktionsmitarbeiter bis zum Geschäftsführer – sieht den Stellenwert, den man dem Thema beimisst. Zudem können Mitarbeiter über eine Feedback-Funktion anonym Anregungen geben („Die Alarme waren in Halle 3 schlecht hörbar“, „Vorschlag: zusätzliche Notleuchten installieren“ etc.). Das intranetgestützte Lernen aus Übungen ist ein Schlüssel zur fortlaufenden Optimierung des Evakuierungskonzepts.
Integration moderner Alarm- und Kommunikationsmittel: In der Industrie 4.0 wird das Intranet oft mit anderen Systemen verzahnt. Ein Beispiel ist der Einsatz von Alarm-Apps und Desktop-Benachrichtigungen, die an das Intranet gekoppelt sind. Löst die Brandmeldeanlage oder ein Sicherheitsbeauftragter einen Evakuierungsalarm aus, wird automatisch eine Meldung auf der Intranet-Startseite und parallel in einer mobilen App erzeugt. Diese Meldung enthält z.B. den Hinweis „Evakuierung Gebäude X jetzt! Benutzen Sie die nächsten Notausgänge und begeben Sie sich zum Sammelplatz Y.“ Solche Multi-Channel-Alarmierungen beschleunigen die Reaktion, da sie alle verfügbaren Kommunikationswege nutzen. In einigen Werken werden außerdem RFID- oder Barcode-Scanner am Sammelplatz eingesetzt, um ankommende Mitarbeiter zu registrieren; die Daten laufen in einer Intranet-Anwendung zusammen, die in Echtzeit anzeigt, wer noch vermisst wird. Diese technische Integration ermöglicht es der Evakuierungsleitung, schnell zu überprüfen, ob alle Personen in Sicherheit sind – und das Ergebnis wird anschließend ebenfalls im Intranet dokumentiert (unter Wahrung des Datenschutzes, z.B. nur aggregierte Zahlen oder mit beschränktem Zugriff). Solche Fallbeispiele demonstrieren, wie das Intranet zum technologischen Backbone eines umfassenden Evakuierungsmanagements werden kann.
Fallstudie: Intranet während einer Krisensituation (Business Continuity): Ein lehrreiches Beispiel stammt aus dem Gesundheitssektor, ist aber auch für Industriebetriebe relevant. Nach der Evakuierung eines Krankenhausstandorts infolge einer Naturkatastrophe (Überschwemmung) stand das betroffene Personal vor einer längeren Auslagerung. Die Klinikleitung nutzte das Intranet intensiv, um die Belegschaft während der Wiederherstellungsphase auf dem Laufenden zu halten. Die Startseite des Intranets wurde vorübergehend in ein „Recovery Dashboard“ verwandelt, auf dem regelmäßige Updates zum Stand der Sanierung, zur vorübergehenden Arbeitsorganisation und zu Unterstützungsangeboten für Mitarbeiter veröffentlicht wurden. Parallel erschien ein interner Newsletter mit wichtigen Mitteilungen, der ebenfalls im Intranet archiviert war. Dieses Beispiel zeigt, dass das Intranet nicht nur für die Akutphase einer Evakuierung, sondern auch für die Nachbereitung und Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs ein unverzichtbares Werkzeug sein kann. Übertragen auf industrielle Einrichtungen heißt das: Sollte z.B. ein Produktionsstandort nach einem Brand temporär schließen müssen, kann das Intranet alle Mitarbeiter über den Wiederanlauf, Ausweichstandorte, Schichtplanänderungen etc. informieren und somit die Business-Continuity-Planung aktiv unterstützen.
Integration in das übergeordnete Sicherheitsmanagement
Ein intranetgestütztes Evakuierungskonzept entfaltet den größten Nutzen, wenn es eng mit dem betrieblichen Gesamt-Sicherheitsmanagement verzahnt ist. Im Rahmen von zertifizierten Managementsystemen (etwa gemäß ISO 45001 für Arbeits- und Gesundheitsschutz oder ISO 22301 für Business Continuity) wird gefordert, dass Informationen systematisch verwaltet und kontinuierlich verbessert werden. Hier kann das Intranet als Dreh- und Angelpunkt fungieren: Es sammelt alle relevanten Informationen, von Risikoanalysen über Notfallpläne bis zu Schulungsnachweisen, an einem Ort. So entsteht ein konsistentes, auditierbares Gesamtbild der Sicherheitsvorsorge.
Zudem unterstützt das Intranet die ** bereichsübergreifende Zusammenarbeit**: Facility Management, Arbeitsschutz, HR und IT können über die Plattform gemeinsam an Notfallkonzepten arbeiten. Beispielsweise können Vorfälle oder Beinaheunfälle in einer internen Datenbank erfasst und analysiert werden; die daraus abgeleiteten Maßnahmen (etwa Anpassungen im Evakuierungsablauf) fließen wieder ins intranetbasierte Konzept ein. Auch die Kommunikation mit externen Stellen (z.B. Feuerwehr, Behörden) profitiert indirekt: Wenn internes Krisenmanagement reibungslos funktioniert, können Informationen schneller und strukturierter an Externe weitergegeben werden. Einige Unternehmen stellen ausgewählten Partnern oder Dienstleistern einen limitierten Intranet-Zugang bereit, um z.B. Sicherheitsdatenblätter oder Einsatzpläne einzusehen – im Evakuierungsfall wissen externe Wartungsfirmen oder Gäste somit ebenfalls, was zu tun ist.
Nicht zuletzt muss das Intranet in der Notfallorganisation (Alarm- und Meldewege) fest verankert sein. In schriftlichen Notfall- und Evakuierungsplänen sollte explizit geregelt sein, wie das Intranet genutzt wird: etwa dass im Alarmfall ein Verantwortlicher definiert ist, der die Intranet-Meldung verfasst, oder dass die Krisenstab-Kommunikation über eine geschlossene Intranet-Gruppe erfolgt, um jederzeit nachvollziehbar zu sein. Eine solche Verknüpfung stellt sicher, dass das technische Tool „Intranet“ fest im handlungsgesteuerten Notfallmanagement eingebettet ist, anstatt nur als lose Informationssammlung im Hintergrund zu existieren.
Fazit
Für Leiter des Facility Managements in industriellen Einrichtungen ergibt sich ein klares Bild: Das Intranet ist weit mehr als eine beiläufige Informationsquelle – es avanciert zur strategischen Plattform für Sicherheit und Evakuierungsmanagement. Organisatorisch erlaubt es, alle Mitarbeiter zu erreichen, Verantwortlichkeiten transparent zu machen und Sicherheitswissen lebendig zu halten. Technisch bietet es die Mittel, Evakuierungspläne anschaulich aufzubereiten, aktuell zu halten und über verschiedene Endgeräte bereitzustellen. Im rechtlichen Rahmen hilft es, Unterweisungspflichten und Dokumentationsauflagen effizient zu erfüllen, sofern Datenschutz und Vertraulichkeit beachtet werden. Best Practices aus der Industrie verdeutlichen, dass ein konsequent genutztes Intranet die Vorbereitung auf Notfälle verbessert, die Durchführung von Evakuierungen beschleunigt und die Nachbereitung sowie Wiederherstellung unterstützt – kurz: eine robustere Resilienz des Unternehmens ermöglicht.
In einer Zeit, in der digitale Transformation alle Geschäftsbereiche durchdringt, sollte auch das Evakuierungs- und Notfallkonzept digital gedacht und gelebt werden. Das Intranet als integraler Bestandteil des Sicherheitsmanagements leistet hier einen wertvollen Beitrag. Natürlich ersetzt es nicht die physischen Sicherheitsvorkehrungen oder die menschliche Komponente – Sirenen, Notausgänge und geschulte Helfer bleiben unverzichtbar. Doch als Informationsbasis vernetzt das Intranet all diese Elemente: Es schafft einen gemeinsamen Wissensstand, fördert die Kommunikation und stärkt die Präventionskultur. Für Facility Manager bedeutet dies letztlich, die Sicherheit ihrer Liegenschaften proaktiv zu steuern und im Ernstfall entschlossen handeln zu können – gestützt durch ein leistungsfähiges intranetbasiertes Evakuierungskonzept.