Zum Inhalt springen

FM-Solutionmaker: Gemeinsam Facility Management neu denken

Wahrnehmung und Wahrnehmungsfehler im Kontext einer Evakuierung

Facility Management: Evakuierungen » Evakuierungsübungen » Psychologische Faktoren » Wahrnehmungsfehler

WAHRNEHMUNG IST DER PROZESS, DURCH DEN INDIVIDUEN INFORMATIONEN AUS IHRER UMGEBUNG AUFNEHMEN, INTERPRETIEREN UND DARAUF REAGIEREN

WAHRNEHMUNG IST DER PROZESS, DURCH DEN INDIVIDUEN INFORMATIONEN AUS IHRER UMGEBUNG AUFNEHMEN, INTERPRETIEREN UND DARAUF REAGIEREN

In Evakuierungssituationen spielt die Wahrnehmung eine entscheidende Rolle, da schnelle und präzise Entscheidungen über Leben und Tod entscheiden können. Wahrnehmungsfehler können dabei gravierende Auswirkungen haben und die Effektivität einer Evakuierung erheblich beeinträchtigen. Regelmäßige Schulungen, klare Kommunikation und realistische Übungen sind entscheidend, um die Effektivität der Evakuierung zu gewährleisten und die Sicherheit aller Beteiligten zu erhöhen.

Die Rolle der Wahrnehmung bei der Formung von Reaktionen auf Umweltsignale

Sensorische Wahrnehmung

  • Visuelle Wahrnehmung: Die Fähigkeit, visuelle Informationen wie Fluchtwegsbeschilderungen, Alarmsignale und die Umgebung zu erkennen und zu interpretieren.

  • Auditive Wahrnehmung: Die Wahrnehmung von Geräuschen und Alarmsignalen, die im Notfall kritische Informationen liefern.

  • Taktil-haptische Wahrnehmung: Das Fühlen von Wärme, Kälte oder Hindernissen auf Fluchtwegen.

  • Olfaktorische Wahrnehmung: Das Riechen von Rauch oder Chemikalien, die auf einen Brand oder eine Gefahr hinweisen können.

Kognitive Wahrnehmung

  • Aufmerksamkeit: Die Fähigkeit, sich auf relevante Informationen zu konzentrieren und irrelevante Informationen zu ignorieren.

  • Interpretation: Das Verstehen und Bewerten der wahrgenommenen Informationen, um angemessene Entscheidungen zu treffen.

  • Erinnerung: Die Fähigkeit, sich an Notfallpläne und vorherige Übungen zu erinnern und diese Informationen im Ernstfall anzuwenden.

Selektive Wahrnehmung

  • Definition: Menschen nehmen bevorzugt Informationen wahr, die ihren Erwartungen oder Überzeugungen entsprechen, und ignorieren oder übersehen widersprüchliche Informationen.

  • Beispiel: Eine Person könnte die ersten Anzeichen eines Feuers ignorieren, weil sie nicht erwartet, dass ein Brand ausbricht.

Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)

  • Definition: Die Tendenz, Informationen so zu interpretieren, dass sie bestehende Überzeugungen bestätigen.

  • Beispiel: Wenn eine Person glaubt, dass ein Alarm nur ein Test ist, könnte sie die Evakuierungsanweisungen ignorieren.

Wahrnehmungsverzerrungen durch Stress

  • Definition: Stress kann die Wahrnehmung verzerren, indem er die Fähigkeit, Informationen klar zu verarbeiten, beeinträchtigt.

  • Beispiel: In einer Paniksituation könnte eine Person nicht in der Lage sein, klare Anweisungen zu verstehen oder Fluchtwege richtig zu erkennen.

Tunnelblick

  • Definition: Ein enger Fokus auf eine bestimmte Sache oder einen bestimmten Bereich, wodurch periphere Informationen ignoriert werden.

  • Beispiel: Eine Person könnte sich so sehr auf einen bestimmten Fluchtweg konzentrieren, dass sie andere, möglicherweise sicherere Wege übersieht.

Gruppendenken (Groupthink)

  • Definition: Die Tendenz, sich den Meinungen und Handlungen der Gruppe anzupassen, oft ohne kritische Bewertung.

  • Beispiel: In einer Menschenmenge könnte eine Person einfach der Masse folgen, auch wenn diese in eine gefährliche Richtung geht.

Verfügbarkeitsheuristik

  • Definition: Die Tendenz, Entscheidungen auf Basis von leicht verfügbaren Informationen zu treffen, die im Gedächtnis präsent sind, statt auf gründlicher Analyse.

  • Beispiel: Eine Person könnte einen Notausgang ignorieren, weil sie sich an eine frühere Übung erinnert, bei der dieser Ausgang blockiert war, obwohl er jetzt frei ist.

Schulung und Training

  • Regelmäßige Übungen: Durchführung von Evakuierungsübungen, um die Mitarbeiter mit den Fluchtwegen und Notfallplänen vertraut zu machen.

  • Sensibilisierung: Schulungen, die die Mitarbeiter auf die häufigsten Wahrnehmungsfehler hinweisen und Strategien zur Vermeidung dieser Fehler vermitteln.

Klare Kommunikation

  • Visuelle Hilfsmittel: Deutliche Beschilderung von Fluchtwegen und Notausgängen sowie die Verwendung von Leitsystemen, die auch bei eingeschränkter Sicht gut erkennbar sind.

  • Auditive Signale: Verwendung von klaren, lauten Alarmsignalen und Sprachdurchsagen, die eindeutig und unmissverständlich sind.

  • Informationen in Echtzeit: Bereitstellung von aktuellen Informationen über Lautsprechersysteme und digitale Anzeigetafeln, um die Mitarbeiter kontinuierlich zu informieren.

Stressbewältigung

  • Stressmanagement-Training: Schulungen, die Techniken zur Stressbewältigung und zur Aufrechterhaltung der Ruhe in Notfällen vermitteln.

  • Simulation von Stresssituationen: Übungen, die realistische Stresssituationen simulieren, um die Mitarbeiter auf den Ernstfall vorzubereiten.

Technologische Unterstützung

  • Rauchabzugsanlagen: Systeme, die den Rauch im Brandfall absaugen, um die Sicht zu verbessern und die Orientierung zu erleichtern.

  • Evakuierungs-Apps: Mobile Anwendungen, die Echtzeitinformationen und Anweisungen zur Evakuierung bereitstellen.